Aikido im Bramfelder SV

Fühlen und fühlen lassen?

Aikido Lehrgang mit Martin Glutsch (6. Dan) in Kaltenkirchen am 03.+ 04. Januar 2014

Nein, offiziell hieß das Thema des Lehrganges natürlich "Führen und führen lassen", doch schon am Freitagabend wurde darüber philosophiert, dass im Japanischen die Silben "re" und "le" identisch sind, insofern war es interessant, den Faden weiterzuspinnen und dahingehend den Verlauf des Lehrganges zu betrachten. Wie immer stellte Martin sich als sprachbegabter Schwabe vor, verwies aber sicherheitshalber auf seine Frau als Dolmetscherin, für den Fall, dass man ihn nicht richtig verstehen könne. Aikido lebe allerdings sowieso von der Körpersprache, also könnten wir auch einfach genau zuschauen und nachmachen, dann würde es schon passen. Natürlich hat niemand Schwierigkeiten, den sprachlichen Ausführungen eines Martin Glutsch zu folgen, doch seine Demonstrationen sparsamer Bewegungen geben immer wieder Rätsel auf. Mit dem Blick auf die Positionsveränderung vergisst man schnell mal das richtige Hanmi oder die Folgereaktionen von Arm und Schultern. So gab es in jeder Phase des Trainings viele kleine Ausführungsabweichungen, die korrigiert werden mussten. Entsprechend wurden die Übungsphasen natürlich ausgedehnt, so dass man an diesen Kleinigkeiten lange feilen konnte.

Merklich veränderte sind dann im Laufe einer Trainingseinheit auch der Inhalt der Erläuterungen von den Erklärungen zur Zentrumsverbindung oder zur Gleichgewichtsbrechung hin zum Erfühlen der Reaktionen des Partners. Spüren, wann Uke sein Gleichgewicht verliert. Merken, wenn Uke gegensteuert oder seine Füße setzen muss. Gleichsam wurde das Augenmerk auf die Rolle des Uke gelenkt, der natürlich, später auch Nage sein würde und vorher spüren müsse, wie Nage agiert, und wie er selbst darauf reagieren muss. Wechselt man im Training häufig die Partner, trifft man gelegentlich mal auf jemanden, der etwas fester zupackt, oder jemanden, der den Griff gleiten lässt. In beiden Fällen wird es schwieriger, locker zu bleiben und zu erfühlen, wie der Partner reagiert, doch im Laufe des Lehrganges schien da eine allgemeine Verbesserung einzutreten. So wurde es möglich sich vom Gegenüber die eigenen Fehlerchen aufzeigen zu lassen und an den Feinheiten zu arbeiten. Um dann einer der folgenden Übungsphasen von einer "Fühlübung" zu einer Technik zu kommen, fehlte meistens nicht viel. Eine korrekt erfühlte Bewegung des Uke ermöglichte ein konsequentes kraftfreies Führen und daraus resultierte natürlich die entsprechende Gleichgewichtsbrechung. Ob Uke dann gleich zu Boden geführt wurde oder die "Erlaubnis" erhielt, sich noch einmal aufzurichten, um dann mit dem Bewegungsablauf einer Grundtechnik geworfen zu werden, war dann fast schon egal.

Freitag eine Trainingseinheit, Samstag zwei Einheiten, ein Mittagessen im chinesischen Restaurant und zusätzlich ein Getränke-, Mandarinen- und Kuchenbuffet, die Kaltenkirchener Turnerschaft hat mal wieder gezeigt, wie wichtig ihnen dieser Jahresauftakt ist, und die Teilnehmer haben es ihnen gedankt, indem sie mit Freude auf der Matte trainiert haben und in vielen angeregten Pausengesprächen Informationen austauschten, die Lehrgangsinhalte diskutierten oder einfach nur das Buffet nutzten um sich zwischendurch zu stärken. Es ist schön von Jahr zu Jahr regelmäßig Teilnehmer wiederzutreffen, aber ebenso schön ist es, neue Gesichter auf der Matte zu sehen, die zu intensiv übenden Teilnehmern gehörten, und denen man ansah, dass sie genauso viel Spaß an dem Training hatten, wie man selbst. Dafür sage ich gern Danke Elke, Rolf und ihr vielen Helfer der KT.

Autor/in: Andreas Kalbitz
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